Geschichte der Fundgrube
Die Bergwerksgebäude wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und haben als
einzige Bergwerksgebäude des sächsischen Erzbergbaus neben der äußeren
Erscheinungsform auch noch die originalen Innenausstattungen, wie
Balancierdampfmaschine mit Schachtförderung, Bergschmiede Zimmermannswerkstatt,
Scheidebank und Betstube.
Erstmalig erwähnt wurde der Schacht 'Elisabethen', des späteren Schachtes
'Alte Elisabeth' im Jahre 1511. Der damalige Schacht befand sich etwa 200m
nordwestlich vom heutigen, im Jahre 1808 abgeteuften, tonnlägigen, im Winkel
von 45 Grad in Richtung der Stadt einfallenden Schacht, der dem Erzgang folgte.
In diesem wurde nach der Zusammenlegung mit der Himmelfahrt-Fundgrube samt
Abrahamschacht, ein Pferdegöpel (1811-1843) und zur Wasserhaltung ein
Kunstrad eingebaut.
In den darauffolgenden Jahren erfolgten weitere bauliche Veränderungen, wie
z.B. 1849 der Einbau einer Dampfmaschine durch die Fa. Constantin Pfaff aus
Chemnitz. Es entstand ein für sächsische Bergwerke mit Dampfförderanlage
typischer Grubengebäudetyp mit gestaffeltem Autbau, Kesselhaus, Maschinenhaus
und Schachtgebäude (Treibehaus). Später wurde an das Treibehaus noch eine
Scheidebank mit 13 Scheideörtern angebaut, die aber bald zu klein wurde, und so
erweiterte man die Scheidebank auf 30 Scheideörter auf der westlichen Seite
des Grubengebäudes. Die bisherige Scheidebank wurde dann als Steigerstube
genutzt. Noch heute sind die zugemauerten Fenster zu sehen und das Podest.
Die Balancierdampfmaschine
Der Freiberger Maschinenbaudirektor Brendel unterhielt Kontakte nach England.
Er besuchte mehrmals den Companion von James Watt. James Watt hatte die
Dampfmaschine für den englischen Kohlebergbau einsatzbereit weiterentwickelt.
Als ein Beispiel soll das Wattsche Parallelogramm erwähnt werden.
Das Wattsche Parallelogramm ist ein Maschinenelement zur Umwandlung einer
Drehbewegung in eine geradlinige Bewegung. Es diente bei der Dampfmaschine zur
Verbindung der Kolbenstange der Maschine mit dem um einen festen Drehpunkt
hin und her schwingenden Balancier, den zentralem Hebel der früheren
Dampfmaschinen. Es besteht aus Stäben mit Gelenken an den Enden, in die zur
Verbindung mit benachbarten Stäben Bolzen geschoben sind. Auf weitere Details
soll in diesem Zusammenhang verzichtet werden. Die Wandlung von Bewegungsarten
hat im Maschinenbau eine große Bedeutung. So hat beispielsweise die
Achsschenkellenkung in Kraftfahrzeugen ihre Ursprung im Wattschen Parallelogramm.
James Watt selbst schrieb über seine Erfindung des Wattschen Parallelograms:
"Obwohl ich um Ruhm mich nicht sorge, bin ich doch auf die Parallelbewegung
stolzer als auf irgendeine Erfindung, die ich gemacht habe“.
Der eigentliche Erfinder ist der Engländer Newcomen. Der Einsatz von
Dampfmaschinen im sächsischen Silberbergbau erfolgte erst verhältnismäßig
spät, da die im Freiberger Revier eingesetzten Wasserkraftmaschinen und das
dazugehörige System von Kunstteichen, Kunstgräben, Röschen und Wasserkrafträdern
( Kehrrädern) ökonomisch günstiger war. Zudem lag Freiberg fernab von den
Kohlerevieren im Westerzgebirge und schinengebundene Verkehrswege gab es zu
damaliger Zeit nicht. Die Balancierdampfmaschine hat eine Leistung von 12 PS
und arbeitet bei einem Druck von 4 bar. Nach dem Freiwerden der Patente wurde
sie von der Chemnitzer Firma Constantin Pfaff gebaut und als zweite
Dampfmaschine im Freiberger Bergbaurevier auf der Fundgrube "Alte Elisabeth"
im Jahr 1849 in Betrieb genommen. Das Seil lief über eine Seilscheibe direkt
in den Schacht. Kombiniert wurde die Dampfförderanlage mit einem Antrieb von
Pumpen zur Wasserhebung (rechts zu sehen). Die Dampfmaschine ist noch heute
im Leerlauf vorführbar.
Betstube und Orgelpositiv
Im Jahre 1595 erließ Kurfürst Christian II. für die im Silberbergbau tätigen
Bergleute ein Dekret zur Durchführung einer Schichtandacht. Dazu wurden in den
Grubengebäuden Betstuben eingerichtet. Die Betstube am Schacht 'Alte Elisabeth'
mit einem Orgelpositiv ist als die letzte ihrer Art in Sachsen noch erhalten.
Die Orgel kam etwa um das Jahr 1864 an ihren noch heute erhaltenen Standort.
Als Orgelpositiv bezeichnet man eine pedallose Orgel mit ein oder zwei Manualen.
Dieses Orgelpositiv besitzt 188 klingende hölzerne Pfeifen und wurde von einem
unbekannten Meister gebaut. Die silberfarbigen Pfeifen sind nicht klingende
Prospektpfeifen. Im Tympanon zu sehen sind Schlägel und Eisen, ein Zeichen
dafür, dass dieses Orgelpositiv für eine Betstube einem Schacht geschaffen
wurde. Es ist nicht nur eines der ältesten Orgelpositive aus dieser Zeit um
1600, sondern auch das Einzige was noch an seinem ursprünglichen Standort
steht. Angetrieben durch einen Blasbalg (links unten zu sehen) - gespielt
wurde sie häufig von Bergleuten selbst. Der Antrieb erfolgt heute über einen
Elektromotor. Wie der Freiberger Historiker Herbert Pforr ("Freiberger Silber
und Sachsens Glanz“) berichtet, wurden in den Betstuben ohne Anwesenheit eines
Pfarrers unter der Regie des Steigers gebetet und und unter Orgelbegleitung
gesungen. Im Anschluss daran besprach man arbeitsorganisatorische Maßnahmen
bei der Arbeit im Schacht. Erst danach fuhr man in den Schacht ein.
Die Gebets- und Liedertexte hatten einen engen Bezug zur Arbeitswelt der
Bergleute. Darin kamen berufsbezogene Religiosität, Lebens- und Arbeitsfreude,
Solidaritätsgefühl, Standesbewusstsein und das bergmännische Lebensgefühl zum
Ausdruck (siehe Literatur H. Pforr).
Den Inhalt der Gebete und Lieder spiegelt die Sorge der Bergleute um ihre
Familie ebenso wie die Abwendung von Gefahren und das Auffinden von Erz bei
der Arbeit Untertage wieder. Ein Lied soll die schwere Arbeit, die
Gefahren und häufig auch die soziale Not zum Ausdruck bringen:
In Gottes Namen fahren wir ein,
sein Hilf und Trost soll bei uns sein,
dass wir nieder kommen auf das Ort,
vor allem Schaden behüt uns Gott.
Behüt uns unser Weib und Kind,
wenn wir an unsrer Arbeit sind,
vor allem Schaden, Gefahr und Not,
Im Bergwerk bescher uns das tägliche Brot.
Vor der Reformation wurden Bergbauheilige verehrt, wie beispielsweise
St. Barbara, Prophet Daniel, St. Wolfgang. Nach der Reformation wurden
Bergpredigten in der Sprache der Bergleute gehalten, z.B. die Bibel als
"Reiche Zeche“ und Gott als Obersteiger“ (siehe bei Pforr).
Heilige Barbara
Die heilige Barbara ist historisch nicht belegte christliche Märtyrerin. Sie
soll in Nikomedia, heute Izmit, gelebt haben. Sie wurde vor der Reformation
auch als Bergbauheilige und Schutzpatronin der Artillerie, Geologen, Glöckner,
Architekten und Gefangenen verehrt. Der Barbaratag ist der 4. Dezember und
wird in Bergbauregionen festlich begangen. Er wird seit 1969 in der
katholischen Kirche nicht mehr als Festtag geführt. Die heilige Barbara wird
als rein legendär ohne historischen Hintergrund gesehen.
Legende um die Heilige Barbara:
Zur Zeit der Christenverfolgung wollte in Rom ein Angehöriger der kaiserlichen
Leibwache seine Tochter Barbara mit einem Jüngling aus dem Kaiserhof verheiraten.
Um seine Tochter anderen Liebhabern vorzuenthalten ließ er sie in einen Turm
sperren. Daraufhin bekannte sie sich gegen den Willen des Vaters zum
Christentum, worauf der Vater versuchte nach Martern und Peinigungen sie zur
Abkehr vom Christentum zu bewegen, erreichte aber das Gegenteil. Daraufhin
köpfte der Vater selbst seine Tochter. Unmittelbar danach erschlug ihn ein
Blitz."
Zugetragen haben soll sich das im 3.Jahrhundert. Seit dieser Zeit gilt
die Heilige Barbara als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit. Der Turm mag auf
den Umstand zurückgeführt werden, dass die ersten Kanonen auf Türmen von
Burgen aufgestellt wurden. Ihre Attribute sind u.a. neben dem Turm, Kelch und
Hostie.