Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen, die Natur wirft in einem gigantischen
Kraftakt noch einmal mit Farben um sich und setzt zum großen Showdown des
Sommers an, der irgendwie auch wieder so richtig keiner war - aber darüber
redet man schon gar nicht mehr. Wozu auch ? Jedenfalls ist draußen gerade
wieder ein mächtiges Farbeninferno am Aufziehen. Was läge also näher als dies
mit der Kamera einzufangen und einen stimmungsvollen Kurzfilm daraus zu machen.
Bunte Natur und weiches Herbstlicht, eine an sich schöne Kombination, drohte
nicht der unausweichlich darauf folgende Kater in Form eines kalten, fahlen
Winters. Aber egal, noch ist es nicht so weit.
Die Stimmung des Filmes war klar: Es sollte irgendwas mit Klavier werden,
ruhig und getragen - halt passend als Ausklang des Sommers. Bildtechnisch
war das Standard HD-Video der Kamera da nicht wirklich passend - zu steril,
zumal die Sony halt ein typisches Videobild ohne jegliche Tiefenstaffelung
liefert - zwar ziemlich scharf, aber nicht wirklich für diesen Zweck passend.
Das "Depth-of-Field" Problem hatte mir schon einiges an Ernüchterung und
Kopfzerbrechen bereitet, da es für filmisches Arbeiten und kreative
Bildgestaltung einfach ein Muss ist. Leider lässt sich das nicht ganz so
einfach lösen - die MC2000 ist eben eine Videokamera
ohne Wechselobjektiv - PUNKT. Aber kein Problem ohne Lösung. Nach einigem
Recherchieren lag die Lösung auf der Hand - ein 35mm-Adapter musste her.
Allerdings hatte offensichtlich noch keiner probiert sowas an der Sony
zu betreiben - zumindest lies sich im Netz dazu nichts finden.
Vor der DSLR-Video"revolution" waren 35mm-Adapter eine kurze Zeit *die*
Lösung um mit Videokameras Filmlook hinzubekommen. Sie erlauben die Verwendung
von Fotoobjektiven an Videokameras und haben eine (Zwischen)Bildgröße, die
der des 35mm Kinofilmes entspricht. Somit ist die erreichbare Tiefenschärfe
genau wie bei 35mm Filmkameras. Seit die DSLRs aber halbwegs filmen können
sind diese Teile wieder stark auf dem Rückzug. Ein wenig zu Unrecht wie ich
finde, denn das Bild hat einen ganz eigenen Charakter und ist - ja nach
Konstruktion des Adapters - ziemlich weich, womit es sich auch wieder gut
als eigenständiges Stilmittel eignet.
Irgendwann war der Adapter dann also da und die Kamera mutierte zu einem
regelrechten Monstrum - schließlich musste vor den Adapter noch ein passendes
Objektiv, und aufgrund des technischen Prinzips des Adapters noch ein externer
Monitor in über-Kopf-Montage her, damit man das Bild wieder richtigherum sieht.
Nun hätte ich auch das x-tausendste "Ich teste meinen DOF-Adapter"-Video für
YouTube machen können, aber das erschien mir zu banal. Also dann lieber gleich
einen Naturkurzfilm - wenn schon, dann richtig. Die feinen Strukturen und
satten Farben von herbstlicher Gras- und Blattfärbung waren wie geschaffen
dafür.
Beim Sichten des Rohmaterials sah man dann schon das die Menge an Glas vor
der Optik bildtechnisch Tribut fordert - aber nichts, was sich in der Postpro
nicht mit ein wenig Colorcorrection beheben lässt. Auch zeigte sich, das
Echtzeit stilistisch die Stimmung stört. Zum Glück habe ich aber mit einer
Videokamera (und keiner DSLR) gefilmt, so das die Aufnahmen praktisch mit
50 fps vorlagen und das ganze damit in Zeitlupe gemacht werden konnte.
Die Änderung des Bildcharakters ist schon ziemlich deutlich - unabhängig von
der Tiefenschärfe. Das Bild wird weicher, und auch die Farben und Konstrate
sind anders als im normalen Videobild und damit recht filmähnlich. Die vielen
Linsen erzeugen wunderschöne Lensflares. Überraschenderweise ist das Bild immer
noch HD-tauglich, da die Bildschärfe im Zentrum kaum leidet, lediglich nach
außen hin nimmt sie deutlich ab und liefert damit den typischen
"Lensbaby-Effekt".